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Eine Städtereise nach Rom – Barocke Pracht auf Schritt und Tritt

Petersdom und Ponte V Emanuele Rom

Mit Kunstschätzen aus drei Jahrtausenden versetzt Rom Kulturliebhaber in einen wahren Rausch. Angesichts der Fülle der Sehenswürdigkeiten ist es hilfreich, eine gezielte Auswahl zu treffen. Ein Streifzug durch das barocke Rom führt zu touristischen Highlights aber auch zu Oasen der Ruhe und in eines der schönsten Museen der Welt.

Im 17. Jahrhundert gelangte Rom zu einer neuen künstlerischen Blüte. Die verschwenderische Pracht des Barock erleben Besucher noch heute, beim Anblick der glanzvollen Paläste, pompös ausgestatteten Kirchen und eleganten Plätze. Künstler wie Gian Lorenzo Bernini und Caravaggio schufen in dieser Epoche Werke für die Ewigkeit.

Eines der schönsten Beispiele barocker Architektur ist die Piazza Navona im Herzen der historischen Altstadt. Blickfang auf dem langgestreckten Platz ist der Vierströme-Brunnen des Architekten und Bildhauers Gian Lorenzo Bernini. Die gewaltige Skulpturengruppe, die rund um einen Obelisken angeordnet ist, zeigt die vier Flussgötter Donau, Ganges, Nil und Rio de la Plata. Sie stehen symbolisch für die vier damals bekannten Kontinente. Flankiert wird die Piazza, auf der einst Pferderennen und Stierkämpfe stattfanden, von Prachtbauten wie der Kirche Sant‘ Agnese, eleganten Palazzi und der schön-schlichten Fassade der Kirche San Giacomo degli Spagnoli. Morgens ist es hier noch angenehm ruhig, ideal um die Atmosphäre in einem der vielen Straßencafés zu genießen und zu beobachten, wie der Platz sich langsam mit Straßenkünstlern, fliegenden Händlern und Touristen füllt.

Highlights für Caravaggio-Fans

In direkter Nähe der Piazza Navona werden Bewunderer der Bilder Caravaggios gleich in zwei Kirchen fündig. San Luigi dei Francesi auf der gleichnamigen kleinen Piazza beherbergt drei Werke, die der Künstler im Auftrag für die Kirche malte: „Die Berufung des Heiligen Matthäus“, „Matthäus mit dem Engel“ und „Das Martyrium des Heiligen Matthäus“. Sie hängen im linken hinteren Seitenschiff in der Contarelli Kapelle. Besonders schön: der Kunstgenuss ist für die Besucher umsonst. Lediglich etwas Kleingeld für den Münzkasten neben der Kapelle sollte man bereithalten: Nach einem  Obolus von 50 Cent gehen in der Kapelle die Lichter an und die Gemälde erstrahlen in vollem Glanz. Wer will, nimmt sich als Andenken noch ein Poster mit. Wenige Schritte entfernt, gelangt man zur Chiesa Sant‘ Agostino. Dort kommt man in den Genuss von Caravaggios „Madonna di Loreto“, auch bekannt als „Pilgermadonna“. Wie viele Bilder des Künstlers, provozierte auch dieses einen Skandal: Die ungeschönte Darstellung zweier Pilger in ärmlichen, staubigen Kleidern im Angesicht der Madonna galt bei Caravaggios Zeitgenossen als Sakrileg.

In dem Gassengewirr rundGassen um Piazza Navona um die Piazza Navona hebt sich die Via dei Coronari als besonders schön hervor. Hinter eleganten Renaissance-Fassaden mit dem perfekten Hauch Patina befinden sich exquisite kleine Läden mit Antiquitäten, Kunsthandwerk, Schmuck und Mode. Obwohl die Straße direkt zur Engelsbrücke führt und somit die historische Altstadt mit der Vatikanstadt verbindet, schieben sich keine Reisegruppen über das Kopfsteinpflaster. Lediglich ein paar vereinzelte Touristen und Römer, die ihrem Alltag nachgehen, sind hier unterwegs. Dieses Flair wie aus dem Bilderbuch möchte man aufsaugen, am besten zusammen mit einem Caffè oder einem Gelato.

Von der Piazza Barberini zur Piazza del Popolo

Idealer Ausgangspunkt für eine „Barocktour“ durch die nördliche Altstadt ist die Piazza Barberini. Der Platz bildet eine Art Knotenpunkt, von dem die großen Verkehrsstraßen Via del Tritone, Via Sistina und die Via Veneto abzweigen. In der Mitte prangt der Tritonenbrunnen, eine weitere monumentale Skulptur von Bernini. Sie stellt den Meeresgott Triton dar, der, halb Mensch, halb Fisch, auf zwei Muschelhälften sitzend Wasser aus einem Muschelhorn speit. Er dient sozusagen als Vorgeschmack auf den Trevi-Brunnen, den man von der Piazza Barberini über die Via del Tritone erreicht. Dieser schönste und größte Brunnen Roms mutet wie eine barocke Theaterbühne an, deren Mittelpunkt der Meeresgott Ozeanos bildet. Auch an diesem Brunnen war Bernini beteiligt, allerdings entwarf er nur das Becken. Danach versiegte die finanzielle Quelle und erst über hundert Jahre später konnte der Architekt Nicola Salvi das Bauwerk vollenden. Nachdem  der Trevi-Brunnen 2015 renoviert wurde, erstrahlt er heute wieder im alten Glanz – zur Freude der Touristen, die sich mit Selfie-Sticks bewaffnet, zu jeder Tageszeit um das berühmte Wahrzeichen scharen und brav ihre Münzen in die Fluten werfen.
Zurück auf der Via del Tritone gelangt man über di Via di Propaganda zur Spanischen Treppe. Auf den Stufen dieser Sehenswürdigkeit, die gleichzeitig Rastplatz und internationaler Treffpunkt ist, möchte wohl jeder Rom-Reisende einmal gesessen haben. Tatsächlich gehört das Ensemble der Piazza di Spagna mit der oberhalb der Treppe liegenden Kirche Trinità dei Monti und Berninis Brunnen „La Barcaccia“ am Fuße der Treppe zu den stimmungsvollsten Plätzen Roms. Von hier aus führt die Via del Babuino geradewegs zur Piazza del Popolo. Dieser fantastische Platz wird optisch zwar von den beiden Barockkirchen Santa Maria di Monte Santo und Santa Maria dei Miracoli dominiert, die eigentliche Attraktion für Kunstliebhaber ist aber Santa Maria del Popolo. Die äußerlich unscheinbare Kirche birgt in ihrem Inneren herausragende Kunstwerke, darunter eine prunkvolle Grabkapelle von Raffael, Skulpturen von Lorenzetto und Bernini sowie zwei weitere Bilder Caravaggios: „Die Kreuzigung des heiligen Petrus“ und „Die Bekehrung des heiligen Paulus“.

Villa Borghese: Roms grüne Oase

Wer von Menschenmengen genug hat, findet im Stadtpark Villa Borghese Entspannung. In der weitläufigen Parkanlage verteilen sich kleine Tempel, ein See auf dem man rudern kann, verschiedene Denkmäler, ein Zoo und mehrere Museen. Es gibt auch ein Kino, die Casa del Cinema mit dem angeschlossenen Cinecaffè. Hier kann man bei Tramezzini und Capuccino in Schauspieler-Biografien blättern und die Ruhe genießen. Will man den Park ausführlich erkunden, leiht man sich am besten ein Fahrrad, ein Segway oder eines der vierrädrigen Surrey-Bikes, besonders praktisch für Familien und kleine Gruppen.In Villa Borghese
Schließlich bietet die Grünanlage noch ein museales Highlight, das selbst für römische Verhältnisse Maßstäbe setzt: Die Galleria Borghese gilt als eines der schönsten Museen der Welt. Die Sammlung geht auf Kardinal Scipione Borghese zurück, der neben antiken Statuen und Skulpturen auch Meisterwerke von Tizian, Raffael, Corregio, Antonello da Messina, Veronese und Leonardo da Vinci erwarb. Weitere Höhepunkte des Museums sind sechs Hauptwerke von Caravaggio, darunter die „Madonna dei Palafrenieri“ und „Der kranke Bacchus“ sowie die wunderbaren Marmorskulpturen „Daphne und Apoll“, „Der Raub der Proserpina“ und „David“ von Bernini. Wie meisterhaft und nuanciert der Bildhauer seine Figuren in dramatischen Szenen festhielt, fasziniert den Betrachter heute wie vor beinah 400 Jahren.

OLIMAR Tipps für Rom:

Unterwegs in Rom:
Viele Sehenswürdigkeiten Roms liegen zwar nah beieinander, je nach Hotelstandort spart eine Fahrt mit Bus oder Bahn aber Zeit und Energie. Die Ticketpreise für die Busse und die Metro (mit übersichtlichem Streckennetz) sind mit 1,50 Euro innerhalb der Stadt sehr günstig. Ein Ticket ist sowohl für den Bus als auch für die Metro gültig. Am besten kauft man die Fahrkarten in den Tabak- und Zeitschriftenläden mit dem Hinweisschild „Tabacchi“. Im Bus erhält man keine Fahrscheine, in den Metrostationen gibt es aber Fahrkartenautomaten.

Park und Galleria Borghese:
Eintrittskarten für die Galleria Borghese gibt es nur Online auf der Museumswebseite. Man legt bei der Reservierung den konkreten Besuchstag inklusive Uhrzeit fest. Ein Ticket ist jeweils zwei Stunden lang gültig. Durch dieses System ist das Museum nie überlaufen und jeder Besucher kann die Kunstwerke in Ruhe betrachten.
Wer im Borghese Park Ruhe sucht, sollte unter der Woche dort hingehen. Sonntags ist der Park naturgemäß ein beliebtes Ausflugsziel der Römer und dann wird es auch hier ziemlich voll.

Buchtipp:
In dem historischen Roman „Caravaggios Geheimnis“ entspinnt Autor Tillmann Röhrig aus der Biografie des Barockmalers ein fesselndes Sittengemälde. Die Geschichte über das ungezügelte Leben des Enfant terrible, voller Ausschweifungen, Intrigen und Affären zieht den Leser förmlich in einen Sog.

Hoteltipp: Leon’s Place Hotel****
Dieses Boutique Hotel in der Nähe der Via Veneto erwartet Sie in einem Stadtpalast aus dem 18. Jh., der aufwändig restauriert und mit trendy Design eingerichtet wurde.

Kategorie: Kunst & Kultur, Land & Leute

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Andrea Bellok schreibt als Redakteurin zahlreiche Beiträge zu den Themen Urlaub und Freizeit. Auf Reisen zieht es die Anglistin und Romanistin immer wieder an den Atlantik und nach Südeuropa. Dort haben es ihr die fantastischen Landschaften und kulturellen Schätze in Spanien, Portugal und Italien besonders angetan.

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