Nachhaltigkeit
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Tolle Aktion gegen Plastikmüll am Strand: Atlantic Beach Clean-Up

Plastikmüll am Strand

Sie ist ein Strand-und-Meer-Junkie, Abenteurerin und Aktivistin. Wenn Eva Maria Pollmeier in den Urlaub startet, dann mit ihrem grünen Opel Movano– und einigen eher ungewöhnlichen Reiseutensilien im Gepäck: Zangen, Kunststoffhandschuhe und ziemlich viele leere Beutel. Denn die Kölnerin verfolgt mit ihren Reisen nach Südeuropa eine Mission. Sie möchte die Strände von Plastikmüll befreien.

Im vergangenen Jahr hat sie von ihrem Job als Coach eine Auszeit genommen, fünf Monate lang an italienischen, spanischen, portugiesischen und französischen Stränden mit ihrem Bus gecampt und aufgeräumt. Nun steht sie wieder in den Startlöchern. Dieses Mal hat peilt sie Portugal an, um Sand und Sonne zu genießen, Land und Leute kennen zu lernen und Müll zu sammeln. „Ich möchte von Porto aus in Richtung Nordspanien fahren“, erzählt sie, „einfach, weil ich die Region noch nicht kenne – und weil es dort bestimmt auch schmutzige Strände gibt“

Ihre ausgefallenen Aktiv- und Abenteuertrips haben sich für sie fast selbstverständlich ergeben. „Ich liebe das Meer und bin so oft wie möglich dort“, erzählt die 40jährige. „Allerdings kann ich mich nicht daran erinnern, dass man früher dort so viel Müll gefunden hat wie heute. Das stört mich schon deswegen, weil ich ein Ästhet bin, aber es ist natürlich vor allem für die Tiere, die im Meer leben, schlimm.“

Dass die Strände nicht wirklich dauerhaft sauberer werden, wenn sie dort Plastikmüll sammelt, ist Pollmeier klar. „70 Prozent des Plastikabfalls wird von Flüssen ins Meer geschwemmt. Der Rest gelangt von Booten, nicht vom Strand ins Meer“. Mit ihrer Aktion möchte sie ein Zeichen setzen. „Wenn die Menschen mich sehen und nur einige anfangen darüber nachzudenken, dass es so nicht geht, habe ich schon viel erreicht“, sagt Pollmeier.

Problem Plastikmüll im Meer: Bis zu 13 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle landen jährlich in den Ozeanen. Flüsse bringen den Müll bis an die Küsten. Die Hersteller vieler Kosmetikprodukte verwenden Plastikgranulate in Peelings und flüssiges Plastik, um die Konsistenz von Cremes und Shampoos zu verbessern. Die Mikroplastik-Partikel sind zu klein, um herausgefiltert zu werden. Mindestens 150 Millionen Tonnen Plastikabfall werden im Meer vermutet, in riesigen Müllstrudeln zirkuliert er in den Ozeanen. Der größte davon ist im Nordpazifik: Der sogenannte „Great Pacific Garbage Patch“ wurde 1997 entdeckt und hat die Größe von Mitteleuropa. Derzeit werden 311 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr produziert, Tendenz steigend. Davon besteht ein knappes Drittel aus Produkten, die weniger als fünf Minuten genutzt werden – Wegwerfbecher, Einwegbesteck, Styroporschalen und etliches mehr. Viel Plastik, das wir täglich verwenden, ließe sich leicht ersetzen, etwa durch wiederverwendbare Wasserflaschen, Thermobecher, Lunchboxen oder den Stoffbeutel statt der Plastiktüte.

Während der langen Reise im vergangenen Jahr, hat sie viele Leute kennen gelernt, viele interessante Orte gesehen, naturschöne Strände entdeckt, wie auf der Ile D’Oléron oder Noirmoutier an der Westküste Frankreichs, aber auch viele unschöne Dinge im Sand und Wasser. Schon auf dem Hinweg hatte sie am Ufer des Lago Maggiore ihren ersten Einsatz: Ein großes Rohr speiste den See mit Wasser – und mit benutzten Hygieneartikeln. „Am Rohr schwammen gebrauchte Tamponapplikatoren und Damenbinden, richtig eklig“, erzählt sie. Pollmeier säuberte den Seeabschnitt. Der dreckigste Strand, den sie während ihrer langen Reise sah, lag ebenfalls in Italien, an dem Ort Castellamare. „Das ist der absolute Horror“, erinnert sie sich. In der Hafenstadt ist Baden verboten, da der Fluss, der dort ins Meer mündet, von Fabrikanlagen so viel Gift ins Meer mitnimmt.“ Castellamare ist keine Touristenstadt. Mit Folgen, wie Pollmeier beschreibt. „Der Strand gleicht eher einer Müllhalde, auch die Stadt versinkt im Abfall.“ Die Menschen erzählten ihr, dass die Stadtverwaltung sich ein Jahr lang einmal darum gekümmert, ihre Aktivitäten dann aber eingestellt haben. Die kleine Stadt hat den Kampf gegen den Müll aufgegeben.

Evas Crowdfunding-Aktion: Zwischen dem 31. März und 30. Mai 2019 sammelt Eva über die Crowdfunding-Plattform EcoCrowd finanzielle Unterstützung für ihre kommende Beach Clean-up Reise, die sie nach Nordspanien und Portugal führt. Sie benötigt das Geld für diverse Materialien wie Zangen, einen Bollerwagen, ein Klapprad zum schnellen Erkunden der Strände und eine geplante anschließende Fotoausstellung. Wir finden: unbedingt unterstützenswert, jeder Euro hilft! Hier geht’s zur Projektseite.

Auch auf Sizilien, in einsamen Gegenden der Inselhauptstadt Palermo hatten sich Halden aufgetürmt. Pollmeier wunderte das nicht: „Dort gab es wirklich zu jedem Espresso einen kleinen Plastikbecher mit Wasser. „Als ich die Wirte darauf ansprach, sagten sie, das sei hygienischer, aber das ist natürlich Quatsch. Man kann ja auch Gläser heiß abspülen.“ Vielleicht sei Bequemlichkeit der Grund für diese Verschwendung. Sie hat die unterschiedlichsten Dinge aus Plastik an den Stränden gefunden. Teile von Netzen und von Aquarienfiltern, Strohhalme, und Hunderte kleinste Kunststoffteile, die einmal zu etwas Größerem gehörten.

Auch jede Menge Tüten. Eine skurrile Entdeckung hat Pollmeier bei ihrer Tour gemacht. Sie sah einen Plastikcontainer, auf dem eine ganze Muschelkolonie, siedelt. Die Wissenschaft hat mittlerweile einen Begriff für das seltsame Miteinander von Tieren und Plastik und hält es für gefährlich: Die „Plastiksphäre“ könnte Bakterien nähren, befürchten Forscher.

Einen Fund hat sie behalten. Es ist ein Brautpaar. Dem Bräutigam fehlt der Kopf, die Braut hat ein Rostfleck Haar. Der Zahn der Zeit hat erkennbar an den Figuren genagt, der Wind und das Wasser. Die Figuren haben fast etwas Apokalyptisches, vermitteln so etwas wie eine Vorahnung davon, was von den Menschen und ihrer Umwelt bleibt, wenn wir weiter so viel Plastikmüll produzieren und Ressourcen verschwenden

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