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Autofahren in Portugal – (k)ein Abenteuer?!

Autofahren an der Algarve

Portugals Infrastruktur lässt die Herzen von Autofahrenden höherschlagen. Einige Besonderheiten sollte man jedoch zum Autofahren in Portugal wissen, bevor man losfährt..

Das Straßennetz in Portugal verbindet auf breitflächig verzweigten interurbanen und suburbanen Routen, sämtliche Regionen des Landes miteinander. Die Infrastruktur leitet problemlos und direkt von einem Standort zum nächsten. Auf der Autobahn “rodovia” von Norden in den Süden, von Westen nach Osten, von Spanien nach Portugal und umgekehrt. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 120 Stundenkilometer.

Leere Autobahn Portugal
Leere Autobahn Portugal

Auf den Fernstraßen, gekennzeichnet durch IP und IC mit Ziffer, gilt Tempo 100. Sie kennzeichnen die Verbindungswege zwischen einzelnen Regionen. Zumeist führen diese nicht durch Ortschaften hindurch, sondern mit jeweils beschilderter Abzweigung daran vorbei.

Die Landstraßen im Landesinneren und in den Bergen in Portugal tragen die Buchstaben EM und vier Ziffern. Je nachdem tauchen diese auf aktuellen Straßenkarten, je nach Maßstab ganz oder bloß teilweise, und in digitalen Orientierungshilfen, vollständig auf.

Unterwegs auf Portugals Nationalstraßen

Neben den dem jeweiligen Landkreis zugehörigen EM-Strecken, verbinden Nationalstraßen weiter voneinander entfernt liegende Ortschaften und Städte. Egal ob über Land oder durch Städte und Ortschaften hindurch. Hier seien vor allem zwei bekannte Strecken genannt, die N2 und die N125.

Nationalstraße N2 – Portugals Route 66

Die N2, seit einiger Zeit als Geheimtipp für Reisen durch Portugal beworben, bekannt gemacht als sogenannte Route 66, beginnt mitten in der Provinzhauptstadt der Algarve, in Faro. Enden tut sie im hohen Norden, in Chaves. Die 660 Kilometer lange Nationalstraße, die längste in Europa, leitet die Autofahrende vom nördlichsten Bezirk Portugals bis in den südlichsten. Nebenbei erwähnt, führt diese durch interessante und bislang noch kaum touristisch erschlossene Gegenden des Landes, Städte und Dörfer.

Straßennummerierung auf einem Stein
Straßennummerierung auf einem Stein

Mit dem Bus über die N2-Route

Eine überraschend vielseitige Begegnung, abseits der Touristenpfade und Bushalte-Zielen, mit historischen Sehenswürdigkeiten, idyllischen Dörfern und Ritterburgatmosphäre in mittelalterlichen Ortschaften inbegriffen. Zudem sieht man jede Menge unberührte Natur, Flussläufe, Seen und Berglandschaften. Mit dem Expressbus unterwegs auf der N2, gewinnt der Reisende einen sehr kontrastreichen Eindruck des kleinen Landes am Ende von Europa. Die gesamte Strecke dauert mit dem EVA oder Rede Expressos Busunternehmen, im Durchschnitt zwölf Stunden. 


OLIMAR Mietwagenreise: Portugals Route 66

Das Motto dieser 12-tägigen Mietwagenreise durch Portugal lautet ganz klar: Der Weg ist das Ziel. Von einer Ausnahme abgesehen, reist Du nicht auf Autobahnen, sondern auf der Nationalstraße N2. Im Preis inkludiert ist ein Europcar-Mietwagen der Kategorie B, sowie 12 Übernachtungen in sorgsam ausgewählten, teils historisch bedeutsamen Unterkünften entlang der Route.


Nationalstraße N125 an der Algarve

Die Nationalstraße N125 kennt jeder Algarve Reisende, von vorne bis hinten, sprich von Osten bis Westen. Die Strecke beginnt im Ost-Algarve. Um genau zu sein an der Vila Real de Santo António, an der spanisch-portugiesischen flüssigen Grenze am Rio Guadiana gelegen. Und sie endet in Sagres, im Westen am Kreisverkehr vor der Seefahrerfestung. Heute ist die N125 eine moderne, mit über fünfzig Kreisverkehren ausgestattete Hauptverbindungsader und führt durch zehn Landkreise, der insgesamt sechzehn Gemeindebezirke der Algarve. Teilweise ausgebaut als Umgehungsstraße, teilweise als Hauptstraße mitten durch die Stadt. Auf der N125 ist mittlerweile beinahe durchgehend Tempo 70 oder 50 angezeigt, wo nicht, darf man neunzig Stundenkilometer fahren.

Nationalstraße an der Algarve
Nationalstraße an der Algarve

Die Strecke ist von früh bis spät und das gesamte Jahr lang, aber besonders während der Sommermonate, stark befahren. Als Feriengast sollte man sich, von der hin und wieder auffällig ungeduldigen Fahrweise eiliger Mitfahrenden, nicht aus der Ruhe bringen lassen.

Tempo 50 in Portugals innerorts

In geschlossenen Ortschaften und in Dorfweilern gilt automatisch Tempo 50, wenngleich der Beginn und das Ende eines Ortes nicht grundsätzlich beschildert sind. Am besten den Fuß in dem Moment vom Gas nehmen, sobald man sich zwischen Häusern befindet. Mangels Vorfahrt regelnde Beschilderung, gerade in kleineren Orten, gilt stets die altbekannte und bewährte rechts vor links Regelung. Andere Verkehrsregelnde Schilder wie STOP, Vorfahrt achten, Zebrastreifen, Parkverbotszonen, Überholverbot und weitere, sind genauso zu beachten wie in Deutschland. Autofahren in Portugal ist also gar nicht so schwierig!

Wer eine Adresse sucht, gar eine Hausnummer, ist mit einem Navigationssystem besser bedient, als mit einer Straßenkarte und dem bloßen Auge. Etliche Straßen sind nicht als Straße XY erkennbar und wenn doch, dann mittels Tafeln an Hauswänden. Jedoch hängen diese meistens so hoch oben, dass sie im Vorbeifahren kaum entdeckbar sind. Hauseingänge tragen nicht grundsätzlich Hausnummern. Namen an Klingeln gibt es selten. Häuser tragen eher Fantasienamen wie Casa Azul, oder Casa de Caracol. Briefkästen sind namentlich selten markiert, sondern mit Lote plus Ziffern für das Grundstück. 1°, 2°, 3° für Stockwerk, esq. für links, dir. rechts, sowie r/c für Erdgeschoss. Jedoch dank der steten Hilfsbereitschaft der Portugiesen findet man, auch ohne portugiesische Kenntnisse, trotzdem zum Ziel. Anhalten und fragen, muss man sich trauen.

Autofahren in Portugal: das Mautsystem

Die Benutzung des Straßennetzes in Portugal ist grundsätzlich gratis, mit Ausnahme der Autobahn. Die rodovia ist mautpflichtig. Das Mautsystem in Portugal funktioniert auf fast allen Autobahnen gleich: Beim Einfahren zieht man ein Bilhete an der Mautstation. Und dann wird beim Ausfahren bezahlt. Entweder Bar an die Schalterbeamten, am Automaten, oder mit Kreditkarte am Schalter.

Mietwagen mit „Via Verde” gekennzeichnet 

Im Mietwagen ist in der Regel automatisch ein kleines Kästchen hinter dem Rückspiegel montiert, darauf steht „Via Verde” geschrieben. Dieses Kästchen erfasst in den Mautstationen, mittels Sensoren auf den mit Via Verde gekennzeichneten Fahrbahnen, beim Durchfahren das Autokennzeichen. Es piepst. Das gleiche wiederholt sich beim Ausfahren.

Die, mit dem Fahrzeug zurückgelegten Autobahnabschnitte. werden digital in einem eigenen Konto für das jeweilige Kennzeichen gesammelt. Am Ende des Monats wird, mit dem Fahrzeugeigner abgerechnet. Die Mietwagenverleihfirmen verlangen deswegen, von ihren Kunden in der Regel einen Pauschalbetrag für Autobahnbenutzung und speisen daraus die tatsächlich entstehenden Gebühren. Oder aber auch die Firma, blockiert einen zusätzlichen Betrag auf der hinterlegten Kreditkarte, bis die Abrechnung für den Leihzeitraum kommt und die Gebühren für die Autobahnnutzung, nachträglich von der Karte des Kunden abgebucht werden.

Tipps für das eigene Auto und ausländischem Kennzeichen

Für den Autofahrer mit eigenem Fahrzeug und ausländischem Kennzeichen führt der Weg zur nächsten Poststation CTT. Dort kauft man eine Toll Card für wahlweise 5, 10, 20, oder 40 Euro, gültig für ein Jahr, die mit einem elektronischen Barren versehen. Diese wird an den Mautstationen, über das dafür entsprechende Sensorfeld gehalten. Eine weitere Möglichkeit bietet die 3-Tage-Autobahnkarte, 3-dias-pré-pago, die man, gekoppelt an das eigene Kennzeichen, sechs Mal im Jahr pro Fahrzeug für einen Pauschalbetrag erneuern darf, und die online oder in den meisten CTT Poststationen erhältlich sind.

Für diejenigen, die sich mit einem Wagen mit ausländischem Kennzeichen in Portugal länger aufhalten wollen, lohnt es sich ein entsprechendes Maut-Lesegerät bei der Poststelle CTT zu erwerben. Es funktioniert prinzipiell genauso, wie das Via Verde Lesegerät in Fahrzeugen mit nationalem Kennzeichen. Man hinterlegt beim Leihen des Gerätes, in einer Poststation am CTT-Schalter eine Kaution und bekommt diese bei Rückgabe des Gerätes und Begleichung aller Gebühren zurückerstattet. Oder das Lesegerät wird verbunden mit einer Einzugsermächtigung zum Girokonto des Fahrzeugeigners. Und die Mautgebühren werden automatisch abgebucht und eine Aufstellung der getätigten Autobahnfahrten und Parkhausnutzungen liegt im elektronischen Briefkasten, zwecks Überprüfung.

Der portugiesische Kreisverkehr

Doch weder die Orientierung im portugiesischen Verkehrsnetz, noch die Mautfrage beschäftigen Gäste in Portugal, unterwegs mit einem Fahrzeug so sehr, wie die Frage: „Wie komme ich richtig durch den Kreisverkehr?” Hier hilft die folgende Darstellung zum besseren Verständnis.

Darstellung eines zweispurigen Kreisverkehrs, wo die Regelungen für Portugal erklärt werden

Gute Fahrt – Boa viagem!

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Die Schriftstellerin Catrin Ponciano lebt in Portugal und arbeitet hauptberuflich als Journalistin, Essayistin und Autorin. Die ehemalige Küchenchefin wagte 2006 einen Neuanfang, legte das Messer aus der Hand und nennt seither einen Stift ihr Werkzeug. Ihre Themen umspannen Portugals Kultur und Lebensart. Poncianos Kriminalromandebüt „Leiser Tod in Lissabon“ wurde 2021 mit dem Debütpreis der Stuttgarter Kriminächte ausgezeichnet. Die Reiselektüre „111 Orte in Porto die man gesehen haben muss“ ist ihr dritter 111-Orte-Band – nach „111 Algarve“ und „111 Alentejo“. Die Autorin ist Mitglied im Syndikat für deutschsprachige Kriminalliteratur, im PEN-Berlin, sowie bei der 42er-Autoren. Hier geht's zu ihrer Autoren-Webseite.

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