Kunst & Kultur
Schreibe einen Kommentar

Málaga: Picasso, Streetart und Antonios Broadway

Picasso-Skulptur an der Plaza de la Merced

An der Costa del Sol kann man nicht nur Sonne tanken, Golf spielen und mediterranen Lifestyle genießen. Andalusiens Mittelmeerküste mit ihrem bergigen Hinterland und den malerischen weißen Dörfern ist ein spannendes Ziel für Liebhaber von Kunst und Kultur: Auf den Spuren von Pablo Picasso in Málaga, ein Streifzug durch Marbellas Galerien-Szene und ein Ausflug ins Künstlerdorf Genalguacil.

Der glatzköpfige Mann sitzt allein auf dem menschenleeren Platz. In der linken Hand hält er einen Zeichenblock, in der rechten einen Stift. Mit wachen Augen beobachtet er die Tauben, die um den Obelisken in der Mitte des Platzes herumflattern. Es ist morgens um sieben an der Plaza de la Merced und die Cafés sind noch zu, ebenso die Casa Natal de Picasso, das Eckhaus am Platz, in dem der geniale Künstler 1881 zur Welt kam. Pablo Ruiz Picasso verbrachte die ersten zehn Jahre seines Lebens in Málaga. Eindrücke seiner Kindheit haben sein Schaffen lebenslang geprägt: Mit acht Jahren malte er seine erste Stierkampfszene in Öl, nachdem er mit seinem Vater die Arena „La Malagueta“ besucht hatte. Die Motive Toro und Torero ziehen sich durch Picassos gesamtes Werk, ebenso das der Taube. 1949 schuf der Maler, der zu diesem Zeitpunkt bereits vier Jahrzehnte in Frankreich lebte, seine berühmte Friedenstaube, die zu den Ikonen des 20. Jahrhunderts gehört.

Das Museo Picasso de Málaga

Auch im Museo Picasso de Málaga (MPMA), das 2003 eröffnet wurde und 400 Meter vom Geburtshaus an der Plaza de la Merced entfernt liegt, sind Zeichnungen, Gemälde und Skulpturen mit Tauben und Stieren zu sehen. Kubismus und moderner Klassizismus, Figuration und Abstraktion: Fast alle relevanten Stile Picassos sind im MPMA vertreten. Die Kunstwerke gehören zur Sammlung der Erben Christine y Bernard Ruiz-Picasso, die den ausdrücklichen Wunsch ihres berühmten Verwandten erfüllten, einen Teil seines Werkes dauerhaft in Málaga zu präsentieren. Die „Hülle“ der kostbaren Sammlung könnte schöner nicht sein und wird vom Renaissance-Palast Buenavista und einem modernen Anbau gebildet. Das bauliche Ensemble ist das Werk des amerikanischen Architekten Richard Gluckman (Deutsche Bank-Galerie in Berlin).

Museo Picasso de Málaga
Museo Picasso de Málaga

Avantgarde & Aston Martin

Die Eröffnung des Museums bedeutete für Málaga ein Davor und Danach. Historische Baudenkmäler wie das römische Theater und die maurische Alcazaba wurden aufgewertet, die Gassen und Plätze der Altstadt vom Autoverkehr befreit. Seit 2011 zeigt das Museo Carmen Thyssen die Kunstsammlung von Carmen Cervera, Miss España 1961, Ex-Schauspielerin und Witwe des Schweizer Industriellen und Sammlers Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza. Die Kollektion Carmen Thyssen umfasst über 200 Werke mit Schwerpunkt auf spanischer Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

2015 wurden zwei weitere hochkarätige Kunstzentren eröffnet: das Centre Pompidou Málaga und das Museu Ruso. Die Dependance des Pariser Ausstellungszentrums liegt an der Hafenpromenade Muelle Uno. Ein bunter Glaswürfel, entworfen vom französischen Künstler Daniel Buren, überdacht das Foyer.

Centre Pompidou Málaga
Centre Pompidou Málaga

Museo Ruso

Abseits der Touristenströme im früheren Industrieviertel Huelin liegt das Museo Ruso, eine Filiale des Russischen Museums Sankt Petersburg. In einer 1927 erbauten Tabakfabrik (Tabacalera) zeigt es Kunst von der Ikonenmalerei über Kandinsky bis zur Gegenwart. Direkt nebenan präsentiert das Museo Automovilístico y de la Moda Automobile aus allen Epochen zusammen mit Kleidern, Hüten und sonstigen modischen Accessoires.

Automobilmuseum Málaga
Automobilmuseum Málaga

Neue Dynamik

Im gleichen Jahr wie das Picasso-Museum öffnete auch das CAC – Centro de Arte Contemporáneo seine Pforten. Das Zentrum für zeitgenössische Kunst befindet sich in einem Stahlbetonbau von 1942 und umfasst Hunderte von Werken aller Disziplinen, von Malerei und Bildhauerei über Fotografie bis hin zu Video- und Digital Art mit Schwerpunkt auf spanischer Kunst. Aber auch internationale Namen wie Cindy Sherman und Franz West sind in der Sammlung sowie in temporären Ausstellungen präsent. Die CAC-Eröffnung war die Initialzündung für den Wandel des angrenzenden Viertels, das bis dato zu Málagas Schmuddelecken zählte. Es entstand das Projekt „Soho Málaga“. Im Umfeld des CAC realisierten nationale und internationale Street-Art-Künstler ihre Ideen. Zu den spektakulärsten Werken zählt „Paz y Libertad“ (2013) von Frank Shepard Fairey alias OBEY, dem Autor des ikonischen „Hope“-Posters mit Barak Obama. Die riesige Wandmalerei schmückt die Rückseite eines Wohnblocks an der Mündung des Rio Guadalmedina. Wer mit offenen Augen durch die engen Straßen des Viertels läuft, wird kleinere, aber nicht weniger interessante Streetart-Werke von Künstlern wie Dal East und Dadi Dreucol entdecken.

Streetart im Soho Málaga Soho Paz y Libertad
Streetart im Soho Málaga, Bild: Oliver Sdrojek

Eine neue Dynamik gewinnt das Projekt mit dem 2019 eröffneten Teatro del Soho. Das Musical-Theater wurde von Antonio Banderas ins Leben gerufen. Der 1960 in Málaga geborene Schauspieler, Regisseur und Produzent engagiert sich seit Jahren für die lokale Kulturszene. Banderas, der Ende der 70er Jahre zum ersten Mal auf der Bühne stand, in den frühen Kultfilmen von Pedro Almodóvar den Neurotiker gab und ab 1992 in Hollywood durchstartete, erfüllt sich mit dem Teatro del Soho einen alten Traum: „Die glücklichste Zeit meiner Karriere fand im Theater statt. Seit meinen Anfängen als Schauspieler träumte ich davon, ein eigenes zu haben“. Banderas setzt in seinem Haus auf Professionalität und Glamour: Ab Oktober 2021 soll „A Chorus Line“ aufgeführt werden. Das Musical ist eine Ko-Produktion zwischen dem Broadway-Regisseur John Breglio und Banderas, der in dem Stück selbst singt und tanzt.

Antonio Banderas, ESAEM
Antonio Banderas, ESAEM

OLIMAR Tipp

Auf den Spuren der Kunst von Pablo Picasso über Carmen Thyssen bis hin zu Antonio Banderas kommt hier jeder Kunstliebhaber auf seine Kosten. Ebenso verhält es sich mit der vielfältigen Auswahl an Hotels in dieser charmanten Metropole. Das moderne HOTEL BARCELÓ MÁLAGA direkt am Bahnhof Maria Zambrano wartet mit seiner avantgardistischen Innendekoration auf, die viel Anklang auch beim Lifestyle-Magazin „Wallpaper“ fand. Ein besonderes Extra ist die Rutsche mit der man vom Fahrstuhl in die Cocktailbar „B-Lounge“ sausen kann. Weitere Highlights sind das GALLERY HOTEL MOLINA LARIO mit Blick auf die Renaissance-Kathedrale für alle Designliebhaber sowie das HOTEL SOHO BOUTIQUE CASTILLO SANTA CATALINA. Hier ist jedes Zimmer ein Unikat und man genießt hohen Komfort gepaart mit neomaurischem Flair. Eine besonders empfehlenswerte Rundreise, die ab Málaga startet ist Die großen drei: Sevilla, Córdoba und Granada ab Málaga – Charme. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert