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Pico-Besteigung: Wenn der höchste Berg Portugals ruft

Portugal Azoren Pico Hortensie

OLIMAR Mitarbeiterin Anja Müller hat sich einen lang gehegten Traum erfüllt: Sie hat den Gipfel des Pico, Portugals höchstem Berg auf den Azoren, erklommen. So anstrengend und fast schon abenteuerlich und wegen des Wetters zunächst ungewiss diese Expedition auch war – für Anja war es ein unvergessliches, traumhaftes Erlebnis, von dem sie hier berichtet.

Am Morgen bei Abholung um 07.15h am Hotel Aledeia da Fonte Nature Resort sieht es noch nicht danach aus, dass unsere Besteigung des 2.351 Meter hohen Picos klappen würde. Die Südküste ist wolkenverhangen und grau. Noch dazu fängt es an zu regnen. Bei dieser unsicheren Wetterlage würden wir im schlimmsten Fall nachher an der Casa da Montanha – auf 1221 Höhenmetern am Einstieg zur Bergbesteigung – wieder umkehren und an einem anderen Tag einen neuen Versuch starten müssen.

Doch auf den Azoren wechselt das Wetter ja bekanntlich schnell und man findet auf recht kleinem Raum mehrere Wetterlagen. Und tatsächlich: Langsam eröffnet sich auf Picos Hochebene eine Sicht auf São Jorge und den Pico in der Morgensonne! Unsere Chancen steigen.

Letzte Vorbereitungen im Pico Basiscamp 

Am Basiscamp, der Casa da Montanha, angekommen, ist dann klar, dass unser erster Versuch klappen wird. Sofort ist bei allen eine Anspannung und Nervosität spürbar. Schaffen wir es bis zum Gipfel oder müssen wir doch vorher aufgeben? Wir kommen miteinander ins Gespräch und prüfen zum x-ten Mal unsere Ausrüstung. Alle Bergsteigenden werden nun registriert und mit GPS ausgestattet.

Nun lernen wir auch unseren sympathischen Guide Ricardo Avila kennen. Er geht die Tour mit uns drei Freunden als Privatguide. So müssen wir keine Rücksicht auf andere nehmen, sondern können unser individuelles Tempo bestimmen. Und dann endlich: Es geht los! Alle Guides starten mit ihren Gruppen in kurzen Abständen nacheinander auf die Expedition Pico-Besteigung!

Pico-Besteigung mit atemberaubender Landschaft
Der Pico inmitten der atemberaubenden Landschaft

Die ersten 200 Meter sind die Wichtigsten

Ricardo erzählt uns, dass die ersten 200 Höhenmeter für die Guides die Wichtigsten sind. Hier kristallisiert sich für sie schon heraus, wer in guter körperlicher Verfassung ist, oder wer unterwegs gegebenenfalls Probleme bekommen könnte. Notfalls kann man immer umkehren. Doch bei einer größeren Gruppe ist das etwas schwieriger, wenn gleichzeitig andere noch weitergehen möchten. Für uns drei aber ist klar: Entweder wir schaffen es gemeinsam oder kehren auch gemeinsam um. Doch glücklicherweise haben wir die ersten 200 Höhenmeter ohne Probleme geschafft.

Ricardo ist unerwarteterweise sehr jung – 18 Jahre, der Bart täuscht. Ein,äußerst sportlicher Mensch, dem man anmerkt, wie tief verwurzelt er mit dem Berg ist. Auch ich empfinde tiefen Respekt für den majestätischen Pico. Er wirkt stark und lebendig und ich wünsche mir, dass er noch lange von allen respektvoll behandelt, sauber und natürlich belassen wird.

Der Weg aufwärts ist durch ca. 46 Pfähle gekennzeichnet. Mal mit mehr, mal mit weniger Abstand, teilweise nicht so leicht erkennbar. Wir sind froh, dass wir mit Guide unterwegs sind, denn Ricardo zeigt uns auf dem mittlerweile zu mehreren Wegen verkommenen Pfad den besten und trittsichersten. Der komplette Weg ist mit größeren und kleineren Steinen sowie Gras, Lehm und Geröll übersät. Jeder Schritt unterscheidet sich vom vorherigen. Konzentration ist Voraussetzung. Ich kann für die Pico-Besteigung jedem nur dringend zu knöchelhohen Wanderschuhen, Wanderstöcken und ca. drei Liter Wasser raten. Zusätzlich sind ein guter Sonnenschutz und ein Sonnenhut unabdingbar.

Erstes Ziel der Pico-Besteigung: der Kraterrand Caldeira 

Bis zum Kraterrand, der Caldeira, sind wir gute drei Stunden unterwegs. Ab und zu gibt es eine Trinkpause und schöne Aussichten auf die Nachbarinseln Faial und São Jorge. Die Vegetation wird immer karger, je höher wir kommen. Und so langsam merken wir die Anstrengung des stetigen Aufstieges. Die letzten Meter werden unglaublich mühsam.

Endlich erreichen wir den Kraterrand und haben einen fantastischen Blick in die schwarze Caldeira und der darin thronenden Bergspitze Piquinho. Es bis hierher geschafft zu haben, ist ein überwältigendes Gefühl. Kurz vorher hatten wir noch gedacht, dass uns die Besteigung bis auf Höhe des Kraterrandes reichen würde. Doch mit dem Anblick des Piquinho ist uns klar: Wenn schon, denn schon! Nun muss auch der Rest bis zum höchsten Gipfel bewältigt werden.

Bald darauf erreichen wir den Kraterboden und gönnen uns eine kurze Verschnaufpause. Außerdem legen wir hier unsere Rucksäcke ab, da diese uns laut Ricardo für den weiteren letzten Anstieg behindern. Unsere Tour ist seine 106. Pico-Besteigung, daher glauben wir ihm das gerne und lassen unsere Rucksäcke liegen. 

Portugal Azoren Pico-Besteigung
Der Pico in voller Pracht

Die letzten Meter bis zum höchsten Gipfel Portugals 

Ein paar Meter weiter stellen wir dann auch die Wanderstöcke ab, denn ab hier sind für die letzten ca. 70 Meter dringend Hände und Füße, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich: Klettern ist angesagt! Und es stellt sich heraus, dass genau das mir irgendwie am meisten Spaß macht.

Und dann der Höhepunkt: eine kleine steinumfasste Plattform und der Gipfelstein!
Es ist geschafft! Ein vierfacher Jubel und Abklatschen, unfassbare Freude und Glück, eine kunterbunte Mischung aus Gefühlen, Fotos und immer wieder ungläubigem Staunen. Wir haben 1.150 Höhenmeter bewältigt und befinden uns auf dem höchsten Punkt Portugals!

Rund zehn Minuten haben wir Vier den Gipfel allein für uns. Quasi ganz Portugal liegt zu unseren Füßen, wir blicken nach Faial und São Jorge. Der Osten Picos liegt unter einer Wolkendecke. Es ist ein wahnsinniges Gefühl, über den Wolken zu stehen! Dass es nur ca. zehn Grad hier auf dem Gipfel sind, merken wir in unseren kurzärmeligen Shirts nicht einmal. Dann kommen schon die nächsten Gipfelstürmer. Daher klettern wir vorsichtig, teils auf dem Hosenboden, wieder hinab zu unseren Wanderstöcken und Rucksäcken, machen hier die mehr als verdiente Lunchpause und genießen die Sonne in der windgeschützten Caldeira.

Auf demselben Weg geht es wieder in drei Stunden hinab zur Casa da Montanha. Runter ist fast mehr Konzentration als bergauf nötig. An der Casa erhalten wir unser Zertifikat und ein fantastischer Tag geht zu Ende. Was für ein unvergessliches Erlebnis!

Pico-Besteigung -  Lajes do Pico
Lajes do Pico

OLIMAR Tipp 

Die Pico-Besteigung ist über OLIMAR Reisen als ganztägiges Ausflugshighlight hinzubuchbar. Das Paket beinhaltet den Transfer ab/ bis Unterkunft, einen lizensierten Englisch sprechenden Bergführenden, sowie ein Lunchpaket. 

Selbstverständlich ist dies nur eines von vielen Highlights, die die Azoren zu bieten haben. Wer die gesamte Inselgruppe während seiner Reise kennenlernen möchte, dem empfehlen wir unsere großartigen Erlebnisreisen!

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