Kunst & Kultur
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Ausflug mit dem Zug von Lissabon nach Sintra

Altstadt von Sintra

Spätestens seit dem Roman und gleichnamigem Film „Nachtzug nach Lissabon“, ist der ehemalige Hauptbahnhof von Lissabon, Estação Central Rossio, weltberühmt. Von dort aus, gelangt man in vierzig Minuten Fahrtzeit mit dem Nahverkehrszug, nach Sintra. Komm mit auf eine Reise von Lissabon nach Sintra!

Endstation Rossio, alles aussteigen, lautet die Durchsage bei Ankunft in dem sechsgleisigen Bahnhof. Dieser liegt im dritten Stock, des wohl emblematischsten Bauwerks in der Innenstadt der portugiesischen Metropole. Acht hufeisenförmige Tore entlassen und empfangen täglich Tausende Pendelnde und Touristen, die mit der Rolltreppe die Gleis Etage erreichen. Die neo-manuelinische Fassade am Bahnhof Rossio, mit dem kunstvoll in Stein gemeißelten Uhrenturm und dem Emblem des letzten Königs von Portugal, zählt zu den Wahrzeichen Lissabons.

Seit bald 130 Jahren ist der einstige Hauptbahnhof im Herzen der Landeshauptstadt bereits in Betrieb und bringt seither Reisende und Pendelnde mitten in die Stadt. Nach vier Jahren Bauzeit wurde der Bahnhof 1890 in Betrieb genommen. Und damit war er an die Internationale Süd-Express-Strecke angebunden, die Paris mit Lissabon via Madrid verband. Durch den 2,6 Kilometer langen Tunnel, der die Innenstadt mit dem Stadtteil Campolide verbindet, fahren heute nur noch Nahverkehrszüge Richtung Suburbien ein und aus.

Alles mit der Zeit

Unser Ziel heißt: Sintra. Die Züge vom Rossio Bahnhof dorthin, fahren werktags und samstags halbstündlich und direkt. Und zwar jeweils um 11 und um 41 Minuten, nach jeder vollen Stunde. Sonntags stündlich. Die Fahrt dauert 40 Minuten und führt durch den Westen der Stadt hinaus aus der Metropole, in die Bergwelt von Sintra. Fahrscheine sind am Automaten und am Schalter im Rossio Bahnhof erhältlich. Oder aber man benutzt ein kombiniertes Tagesticket. Das passe diário VIVA Carris/Metro/CP ist derzeit für ca 11,05 € zu erwerben. Mit diesem Ticket kann man ab dem ersten Entwerten, sämtliche öffentliche Verkehrsmittel in Lissabon plus Nahverkehrszüge der Eisenbahngesellschaft CP, 24 Stunden lang benutzen kann.

Insider Tipp: Plane Deinen Besuch mit dem Zug in Sintra vorzugsweise werktags. Sonntags ist Familientag und erfahrungsgemäß fahren viele Familien nach Sintra, denn sonntags gewähren die Sehenswürdigkeiten in Portugal ihren Bürgern freien Eintritt.

Wer benutzt den Zug? Lissabon nach Sintra

Der Nahverkehrszug nach Sintra dient täglich als urbanes Transportmittel, etlichen hundert Pendelnde und Schülern, und Touristen. Damit Du einen Sitzplatz ergatterst, empfehle ich den Eingang durch die Metrostation Restauradores. So kannst Du direkt durch einen Tunnel, an der Ticketschleuse vorbei, die dann auf das Gleis leitet. Um den zu erwartenden Ansturm Mitfahrenden zu vermeiden, sollte man 20 Minuten vor Abfahrt kommen und sich in den vordersten Wagen des bereits wartenden Zuges setzen. Nutze die Gelegenheit und schau Dir die beeindruckende Azulejo-Fliesenpaneele Galerie an beiden Seiten des Bahnhofes an. Im Westflügel siehst Du eine Reihe, eigenwillig interpretierte historische Ereignisse Portugals. Und an der Ostseite dekorieren Medaillons, mit den emblematischen Produkten Portugals die Wandfläche.

Pünktlich pfeift der Schaffner und es geht los.

Ausflugsziel Sintra – Weltkulturerbe mit Königspalast

„Sintra sehen und sterben“, schwärmte der Komponist Richard Strauss. Und dieser verglich den, von der UNESCO Kommission 1992 zur Weltkulturerbe-Landschaft erhobenen Ort, nordwestlich von Lissabon gelegen, seinerzeit mit dem Paradies auf Erden. Mit dieser Meinung stand er nicht allein. Der Reiseliterat Thomas Cook, der Abenteurer Lord Byron, der Märchenerzähler Hans Christian Andersen, der Poet Alexandre Herculano, und viele andere Literaten ließen sich von der Romantik des Ortes einfangen.

Unsterblich gemacht hat Sintra König D. Ferdinand Sachsen-Coburg und Gotha, als er den Königspalast Palácio Nacional de Pena im 19. Jahrhundert auf den Mondberg in Sintra in Auftrag gab. Damit wurde dem Märchenort, ein Märchenschloss beschert. Auf der Bahnfahrt von Lissabon nach Sintra, erscheint das Gelb und Rot gestrichene Schloss, immer wieder auf dem Gipfel am Mondberg.

Palacio Nacional de Pena in Sintra
Palacio Nacional de Pena

Angekommen in Sintra

Der Zug erreicht Sintra in einem Kopfbahnhof. Die Passagiere drängen durch die Schleuse und zu Fuß weiter Richtung Zentrum. Lasse die Menge vorauslaufen und gönn Dir einen Kaffee Bica. Und das mit einem Queijada Quarktörtchen aus Sintra, im Café-Chalet Saudade. Die alte Villa und ehemalige Käserei, beherbergt heute das schönste Caféhaus in Sintra.

Der Weg ins Zentrum führt vorbei am legendären Rathaus. Wer sich vor dem Rathaus umdreht, erblickt die Zinnen des Mauren-Kastells auf dem Berggipfel, oberhalb des Ortes. Rechts neben der Straße weitet sich ein Tal aus. Straßen, Gassen und Treppen führen steil hinab und auf der anderen Seite wieder hinauf, wo der Königliche Nationalpalast von Sintra mit seinen imposanten schneeweißen zylinderförmigen Schornsteinschloten Sintra dominiert.

Rathaus von Sintra
Rathaus von Sintra

Die Hauptstraße läuft um das Tal herum vorbei am Botanischen Garten Jardim da Liberdade. Die Natur im Park und überall in Sintra überwältigt. Pflanzen, Blumen, und Bäume, aus vier Kontinenten wachsen in wilder Harmonie, in den unzähligen Parks rund um die aristokratischen Chalets und Jugendstilvillen. Ein Nobelvorort par excellence. Wenngleich mit leicht angestaubter nostalgischer Patina, aufrecht gehalten, durch den nicht abbrechenden Touristenstrom, der sich täglich durch den Ort wälzt.

Botanischer Garten, Quinta da Regaleira und Königsschloss von Sintra

Damit Du Sintras Schönheit in Gänze erleben kannst, bummle am besten zuerst durch den Botanischen Garten. Besuche das Königsschloss ab 12 Uhr mittags und nimm ein spätes Mittagessen ein. Das Mittagessen am besten im 1762 gegründeten Lawrence-Hotel, auf der nach hinten hinauslaufenden Terrasse. Schlendere danach weiter zur Quinta da Regaleira.

Lawrence Hotel Sintra
Lawrence Hotel
Eingangsschild Botanischer Garten Sintra
Eingang zum Botanischen Garten in Sintra

In dem mystisch anmutenden Park mit Manson und Kapelle, mit seiner überirdischen und unterirdischen Phantasiewelt allegorisch mit Skulpturen, Symbolen und architektonischen Verspieltheiten um den goldenen Ariadnefaden in einem großen Park angelegt, betrittst Du die mystische Welt Sintras. Mit König Ferdinand kam der Adel aus Lissabon in die Wälder von Sintra, baute Märchenschlösschen, und suchte neben gesellschaftlicher Zerstreuung nach dem esoterischen Sinn des Lebens. Spuren der längst vergangenen spirituellen Sitzungen, findest Du im Park im Initiationsbrunnen und in den Grotten, die Dich immer wieder woanders aus Dantes Labyrinth in den Park ins Licht entlassen.

Quinta da Regaleira in Sintra
Quinta da Regaleira
Botanischer Garten Sintra
Botanischer Garten
Neo-maurischer Brunnen in Sintra
Neo-maurischer Brunnen
Initiationsbrunnen Quinta da Regaleira Sintra
Initiationsbrunnen in der Quinta da Regaleira
Beleuchtete Tunnel in Sintra
Beleuchteter Tunnel

Der Palácio Nacional da Pena in Sintra

Den Königlichen Palast Pena erreichst Du mit dem Touristenbus 434. Er nimmt die kurvenreiche Strecke durch die Wälder, vorbei am Mauren-Kastell bis zum Eingang zum Palastgarten am Mondberg. Die königliche Burganlage bietet ein einzigartiges kunsthistorisches Panoptikum sämtlicher Baustile Portugals und Europas, die auf grotesk üppig dargestellte Weise außen und innen, miteinander verschmelzen.

Palacio da Pena in Sintra
Palacio da Pena

Durch das von König D. Ferdinand von Coburg-Sachsen von Gotha eigens gestaltete Portal, schreitest Du unter Poseidons Sohn Tritão, der aus dem Meer stieg, als die Erde aus seinem Kopf wuchs, hindurch auf die andere Seite der Palastanlage. Und du blickst vorbei am Ritterdenkmal und dem Gipfelkreuz, auf den glitzernden Atlantik bis zum Horizont, wo das Meer und der Himmel ineinanderfließen. Vielleicht liegt hier tatsächlich das Paradies. 

Das war ein kurzer Einblick, was Dir bei Deiner Reise von Lissabon nach Sintra alles begegnen wird. 

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Die Schriftstellerin Catrin Ponciano lebt in Portugal und arbeitet hauptberuflich als Journalistin, Essayistin und Autorin. Die ehemalige Küchenchefin wagte 2006 einen Neuanfang, legte das Messer aus der Hand und nennt seither einen Stift ihr Werkzeug. Ihre Themen umspannen Portugals Kultur und Lebensart. Poncianos Kriminalromandebüt „Leiser Tod in Lissabon“ wurde 2021 mit dem Debütpreis der Stuttgarter Kriminächte ausgezeichnet. Die Reiselektüre „111 Orte in Porto die man gesehen haben muss“ ist ihr dritter 111-Orte-Band – nach „111 Algarve“ und „111 Alentejo“. Die Autorin ist Mitglied im Syndikat für deutschsprachige Kriminalliteratur, im PEN-Berlin, sowie bei der 42er-Autoren. Hier geht's zu ihrer Autoren-Webseite.

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