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Ein Tag in … der Serra da Estrela!

Mittelportugal Serra da Estrela

Im Winter kann man in der Serra da Estrela Ski fahren, im Sommer in den Seen baden – aber wie sieht es eigentlich im Herbst in der Serra da Estrela aus? Lohnt sich da ein Ausflug? Auf jeden Fall, entdecke ich auf meinem Tagesausflug im Oktober in das höchste Gebirge auf dem portugiesischen Festland.

A Nossa Estrela

„Das Beste des Gebirges beginnt hier“ verspricht ein Schild vor dem Städtchen Gouveia, das mit dem Motto „Gouveia – unser Stern“ für sich wirbt. Und in der  Tat ist der Ort ein guter Ausgangspunkt für eine Tagestour in der Serra da Estrela. Am zentralen Platz, der Praça de S. Pedro, befindet sich eine Kirche mit einer blau-weißen Fliesenfassade, in der Mitte sprudelt ein kleiner Springbrunnen, und auf den Esplanadas vor den Cafés sitzen Leute in der Sonne. Ich trinke in der malerischen Umgebung einen Kaffee, dann geht es los.

Verkehrsschild mit Routen
Route für meinen Tagesausflug

Majestätisch, immens und rätselhaft

Mit diesen Worten beschreibt der portugiesische Schriftsteller Miguel Torga das Gebirge im Zentrum Portugal. Der 1.000 km² große Nationalpark Serra da Estrela ist das größte Schutzgebiet Portugals.

Als erstes Ziel gebe ich Manteigas in mein Navi ein. Je höher ich komme, desto kahler wird die Landschaft, desto weiter der Blick. Zum Glück gibt es viele Parkbuchten, so dass ich anhalten und fotografieren kann. Inzwischen sieht die Landschaft wirklich so aus, als hätten Riesen mit Murmeln gespielt. Meterhohe rundgeschliffene Felsen liegen auf der weiten Ebene. Jetzt im Oktober prägen die Töne Braun, Beige und Gelb das Bild.

Auf 1.200 Meter steht ein Schild am Straßenrand „Cabeça do Velho“. Kurz darauf sehe ich, was gemeint ist: Ein hoher Felsen sieht wirklich aus wie das Profil eines alten Mannes.

Wie schnell sich die Umgebung verändert, sobald es wieder in die Tiefe geht. Ich fahre durch einen Wald mit riesigen Bäumen, durch deren Kronen die Sonne auf die Straße fällt. Dann sehe ich Manteigas unten im Tal liegen. Das Navi versucht ein paar Mal, mich zum Abbiegen zu verführen. Aber ich folge der offiziellen Ausschilderung und fahre geduldig Kurven, bis ich das Städtchen endlich erreiche.

Blick auf Manteigas
Blick auf Manteigas

Manteigas

Dieser Ort ist der perfekte Ausgangsort für Wanderungen. 200 km Wanderwege auf 16 ausgeschilderte Routen führen von hier aus durch die Serra. Der Ort selbst ist gar nicht mal so klein, und er ist berühmt für den Queijo da Serra.

Queijo da Serra mit Feigenmarmelade
Queijo da Serra mit Feigenmarmelade

Dieser Käse wird aus Schafmilch und pflanzlichem Lab hergestellt. Er gehört zu den „7 Maravilhas da Gastronomia“, also zu den 7 Wundern der Gastronomie in Portugal. Da liegt es nah, mich für das Restaurant „Queijaria Manteigas“ zu entscheiden.

Ich werde mit einem tollen Blick über das Tal belohnt. Die Karte ist ganz dem Queijo da Serra und dem Berg-Schinken gewidmet, von Schinken-Käseplatten bis zum Käsetoast. Besonders lecker: cremiger Queijo da Serra mit Feigenmarmelade auf süßem Brot. Es ist in Portugal sehr verbreitet, Käse mit Marmelade zu essen – eine wunderbare Kombination.

Ich frage den Besitzer, ob sich der Tourismus in Manteigas durch Corona verändert hat. Er sagt, in der Serra da Estrela ist der Tourismus sogar angestiegen. Erstens war durch den Lockdown die Sehnsucht der Städter nach Natur groß. Und zweitens reisen Portugiesen jetzt weniger ins Ausland und entdecken stattdessen ihr Land, wie z.B. das Douro-Gebiet und die Serra da Estrela. Es kommen übrigens sehr viele Motorradfahrer in die Serra da Estrela, angelockt von den kurvigen Straßen und der abwechslungsreichen Natur.

Typische Gesteinsformationen am Straßenrand
Typische Gesteinsformationen am Straßenrand

Auch viele Mountainbiker sind im Gebirge unterwegs. Die Steigungen müssen die Hölle sein, aber wenn ich sie so die langen Gefälle runter rasen sehe, kann ich mir vorstellen, dass das süchtig machen kann.

Gestein

Torre – der Berg mit dem kleinen Turm

1.993 Meter ist die höchste Erhebung der Serra da Estrela, und damit die höchste Erhebung auf dem portugiesischen Festland. Aber irgendwie klingt 1.993 Meter so unvollständig, und so baute man einen 7 Meter hohen Turm und nun sind es 2.000 Meter.

Die Fahrt auf der N339 hoch nach Torre zieht sich, es geht ständig hoch. Mein Navi sagt irgendwann, was es noch nie gesagt hat: Ich bin nicht sicher, ob ich dir hier helfen kann.  Zusammen mit dem weiten Blick und dem steten Anstieg löst es doch ein etwas flaues Gefühl im Magen aus. Ganz besonders, als ich auf einem Schild am Straßenrand auch noch lese: Montanhas – HELP – 112. Dabei habe ich extra die weniger kurvenreiche Strecke gewählt und befinde ich mich auf einer fantastisch ausgebauten Straße.

Blick von oben - von ca 1990m
Blick auf 1.990 m

Oben auf dem Berg ist einiges los, es ist immerhin Samstag-Nachmittag. Die Radler und die Motorradfahrer lassen sich mit ihren Fahrzeugen vor dem Monument mit dem Kreuz fotografieren. In den Läden, die alle das Gleiche verkaufen, wird an jedem Stand Käse zum Probieren angeboten. Wer noch Souvenirs braucht, kann hier Wolljacken, Lederjacken, Korktaschen oder Käse, Schinken und Wurst kaufen. 

Ich beende meine Rundfahrt in Seia am Fuße der Serra da Estrela und denke wieder an die Worte von Miguel Torga. Ja, die Serra da Estrela ist in der Tat genauso, wie er sie beschrieben hat: majestätisch, immens und rätselhaft.

Gesteine am Straßenrand

Wanderwege bei Manteigas

Die Hauptseite ist auf Portugiesisch, aber die einzelnen Seiten der Wanderwege sind wahlweise auch auf Englisch. Weitere Informationen zur Serra da Estrela sind hier zu finden.

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