Das Thema Nachhaltigkeit ist aktuell in aller Munde. Und spätestens seit der Leichtathletik-WM in Katar, auch im Sportbereich angekommen. Denn in Doha wurde das Khalifa-Stadion, bei 40°C Außentemperatur für die Dauer der Spiele auf angenehme 26°C herunter gekühlt, damit die Sporttreibenden die körperliche Belastung durchhalten. Nachhaltigkeit sieht anders aus! Wir zeigen im Folgenden, wie Golf und Nachhaltigkeit zusammen kommen.
Als langjährige Golfspielerin, bin ich unlängst gefragt worden, wie sich denn der Golfsport mit Nachhaltigkeit vertrage. Spontan ging mir durch den Kopf: Na, ganz wunderbar! Golf ist ein Outdoor-Sport, Golfende sind Naturliebhabende, hier muss nichts gekühlt oder erhitzt werden. Und unser Rasen ist nach wie vor natürlich und nicht aus Kunstfaser wie bei den meisten neuen Fußballplätzen – was sollte davon bitteschön gegen die Umwelt sprechen?
Bei genauerem Hinsehen erkennt man allerdings, wie komplex das Thema tatsächlich ist
Vorweg sei gesagt, dass die aktuelle Ökobilanz der Mehrzahl der deutschen Golfanlagen laut DGV-Referent Marc Biber, entgegen hartnäckiger Vorurteile, durchweg positiv ist. Denn im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft, wird auf dem Golfplatz nur ein Bruchteil an Pflanzenschutzmitteln und Dünger eingesetzt. Die nachhaltige Pflege wird mittlerweile sehr ernst genommen. Und so bieten Golfplätze heutzutage nicht nur den Menschen einen idealen Ausgleichs- und Rückzugsort im Grünen, sondern haben sich im Idealfall zu wichtigen Ökosystemen und Landschaftsschutzgebieten entwickelt. Denn in ihnen finden bedrohte Tier- und Pflanzenarten eine neue, ungestörte Heimat.
Um dies gewährleisten zu können, muss eine Golfanlage stets das Gleichgewicht zwischen Umweltschutz und dem Anspruch seiner Mitglieder bzw. Gäste halten. Denn diese Zahlen mitunter nennenswerte Beiträge und haben im Gegenzug dafür, zurecht, eine gewisse Erwartung. Ergo wird so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich in die Natur eingegriffen.
In den meisten Industrienationen gelten strenge Auflagen für den Bau von Golfplätzen. Moderne Golfanlagen unterliegen darüber hinaus, auch umweltgerechten Vorgaben. Jegliche Nachhaltigkeits-Aspekte müssen seitens der Umweltbehörde zuvor genehmigt werden.
Auch für die Verwendung von Fungiziden und Pestiziden gibt es klare Vorgaben. Und es wird kontrolliert. In Deutschland prüft das Umweltamt regelmäßig. Rückstände aller verwendeten Mittel, lassen sich noch bis sechs Jahre später im Boden nachweisen, dies ist also ähnlich einer Haarprobe beim Drogentest.
Golfplätze können sich zum Thema Nachhaltigkeit zertifizieren lassen
Seit März 2008 arbeiten der DGV und die DQS (Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen) bei der Zertifizierung von Golfanlagen im Rahmen des Programms „Golf und Natur“ eng zusammen. Mittlerweile sind deutschlandweit bereits an die 175 Clubs ausgezeichnet worden. Bei aktuell 730 organisierten Anlagen ist das offen gestanden nicht viel, aber immerhin ein Anfang.
International wurde über ISO 14001 ein weltweit anerkannter Standard vereinbart, der jegliche Anforderungen an ein Umweltmanagementsystem festlegt. Mithilfe dieser Norm, können betreffende Organisationen ihren CO2-Fußabdruck verkleinern. Zudem sollen sie, nach erfolgter Implementierung, in der Lage sein, ihre Arbeitszeiten und Ressourcen effektiver zu nutzen. Und somit die Effizienz des Unternehmens deutlich verbessern.
Darüber hinaus gibt es das GEO Foundation OnCourse-Programm. Hier verpflichten sich die Teilnehmenden ebenfalls dazu, ihre Maßnahmen in den wichtigsten Nachhaltigkeitsbereichen wie Natur, Wasser, Energie, Versorgungskette, Umweltschutz und sozialem Engagement kontinuierlich zu optimieren.
Aber wie seriös sind solche „Gütesiegel“?
Die Zertifizierungen erfolgen ausschließlich freiwillig. Und auch wenn sich die meisten Golfplätze in unseren Zielgebieten wie Portugal und Spanien bereits dafür entschieden haben, stellt sich die Frage, wie und in welchem Umfang die Umweltmanagementpraktiken auch tatsächlich gelebt werden. Angeblich gibt es, wie so oft und überall, nach wie vor jede Menge schwarze Schafe, die sich weder an Gesetze noch Vereinbarungen halten. Frei nach dem Motto wo kein Kläger, da kein Richter …
Wasserkosten zählen zu den Hauptausgaben eines jeden Golfbetriebs
Einer der größten Knackpunkte im Rahmen des Golfsports ist das Thema Wasser. Um sich der Dimension bewusst zu werden, möchte ich folgende Zahlen aufführen:
Weltweit gibt es 35.000 Golfplätze (Stand 2017; Quelle: Golfsportmagazin). Europa verzeichnet davon immerhin 6.861 Golfanlagen. Die meisten Plätze verteilen sich logischerweise in den Regionen, wo der Sommer scheinbar ewig währt. Im Sonnenstaat Florida liegen alleine ca. 500 Golfplätze, was 34% aller Golfplätze der USA entspricht. Diese müssen alle bewässert werden.
Innerhalb Europas ist Andalusien die Region mit der höchsten Dichte an Golfplätzen pro km². Zwei Drittel der über 100 Anlagen, verteilen sich alleine entlang des Küstenstreifens der Costa del Sol. Bis auf die wenigen Clubs mit eigener Wasseraufbereitungsanlage wie bspw. Alcaidesa Golf (bei Gibraltar), müssen alle Einrichtungen extern versorgt werden.
Wie viel Liter pro Tag werden hierfür im Schnitt benötigt?
Der Wasserverbrauch für einen 18-Loch-Platz in Mitteleuropa, der während der Sommermonate gewässert werden muss, liegt typischerweise bei etwa ca. 35.000 m3 pro Jahr. In Südeuropa, kann der jährliche Wasserbedarf schnell auf das Zehnfache und mehr ansteigen.
Alleine in Spanien gibt es insgesamt über 300 Golfplätze. Wenn man also den jährlichen Wasserbedarf auf die Gesamtzahl dieser Plätze hochrechnet, kommt man in unüberschaubare Dimensionen. Und das sind die Mengen an Wasser, die einzig für den Betrieb dieser Golfanlagen benötigt werden. Moderne Anlagen mindern zwar den Verbrauch durch den Einsatz spezieller Sprinklerköpfe, die Anbindung an Wettersatelliten, unterirdische Drainagesysteme etc., doch damit alleine ist es nicht getan. Für die Versorgung durch Wasserunternehmen bedarf es jeder Menge Technik, Energie und Logistik.
Eigene Wasseraufbereitungsanlagen bedeuten für die Clubs ebenfalls einen enormen Investment. Dass sich die Kosten, egal für welche Variante, wiederum auf die Greenfee-Preise auswirken, ist, wie ich meine, nachvollziehbar.
Was bedeuten die Extremsommer für uns?
Spätestens seit den beiden Rekordsommern 2018 und 2019, stehen auch die Clubs in Deutschland vor einer riesigen Herausforderung. Denn plötzlich war auch hier eine tägliche Bewässerung der Anlagen notwendig. Hierfür wurden die vorhandenen Drainagebrunnen bzw. Beregnungsteiche der Golfanlagen abgepumpt (Regen- und Sickerwasser).
Laufen diese leer, muss mit Trink- bzw. Grundwasser nachgefüllt werden. Hier eine kleine persönliche Anmerkung: die Nutzung von Trinkwasser, für die Bewässerung von Golfplätzen ist bspw. in Südeuropa strengstens verboten! Die Grundwasserentnahmemenge unterliegt allerdings der Genehmigung der örtlichen Behörde und ist reglementiert. Und dies scheint übrigens innerhalb der EU überall gleich zu sein. Der Verbrauch ist messbar, Schummeln ist hier also nicht möglich.
Doch in unseren Breiten ist zum jetzigen Zeitpunkt tatsächlich das Wasser an sich noch gar nicht mal das Hauptproblem, sondern vielmehr die Stromkosten für die elektrischen Pumpen, die Tag und Nacht laufen!
Schnitthöhe der Mähmaschinen als zusätzliche Maßnahme
Als ergänzende Methode solche Hitze- und Trockenperioden zu überstehen ist die Schnitthöhe der Mäh-Maschinen heraufzusetzen. Bzw die Fläche des Rough zu erweitern, so dass durch die Bildung von Tau- und Kondenswasser an den Halmen, der Platz auf natürliche Weise weniger austrocknet. Der höhere Schnitt bei den Greens, korreliert natürlich mit einer geringeren Ball-Rollgeschwindigkeit und auch die hoch stehenden Roughs und engen Fairways, treffen bekanntlich nicht bei allen Golfenden auf Gefallen.
Mit der Wahl der richtigen Grassorte kann bis 50 Prozent Wasser gespart werden
Eine weitere Maßnahme, wie sich Golfplätze den extremen klimatischen Bedingungen anpassen, ist die Wahl der Grassorten. Hier unterscheidet man zwischen „cool season grasses“ und „warm season grasses“, also Gräsern die mit kühleren bzw. heißen Temperaturen zurechtkommen. Einige dieser „warm season“ Gräser werden im Winter braun. Die lässt die Golfspielende bisweilen zu der falschen Annahme gelangen, das Gras wäre tot und der Golfplatz somit schlecht gepflegt. Tatsächlich sind aber die Spieleigenschaften dieser Gräser – unabhängig von ihrer Farbe – zu jeder Jahreszeit identisch.
Auch wenn es hierzu keinerlei Gesetzesvorgaben gibt, so ist es alleine schon im Sinne eines effektiven Course-Management sich für eine Sorte zu entscheiden, die langfristig weniger Wasser und Pflege bedarf.
Cool season grasses
Dazu muss man wissen, dass eine Rasenpflanze bis zu 90 Prozent aus Wasser besteht. Die in unseren Breitengraden vermehrt eingesäten Sorten, gehören zu den „cool season grasses“. Bei einer Temperatur von 20 Grad, benötigt ein Quadratmeter Rasenfläche dieser Art täglich zwei Liter Wasser. Steigen die Temperaturen an die 30 Grad, werden bereits fünf Liter/Quadratmeter benötigt. Wind erhöht den Wasserbedarf zusätzlich.
Lufttemperaturen von 40 Grad bzw. Bodentemperaturen um die 50 Grad bedeuten den Hitzetod der Rasenpflanze, da überlebenswichtige Proteine zerstört werden.
Das trifft auf unsere Region nicht zu? Doch! Tatsächlich können auch hier an heißen Sommertagen Bodentemperaturen von 50 Grad und mehr schnell erreicht werden. Alleine wenn die Flächen ganztägig der Sonne ausgesetzt sind und insbesondere in Hanglagen und mit Süd-Ausrichtung.
Paspalum-gras
In besonders heißen Regionen wie den Emiraten, ist man bereits einen Schritt weiter. Hier wurden inzwischen alle Fairways auf Paspalum-Gras umgestellt. Das ist eine Grassorte, die sogar Salzwasser verträgt. Darüber hinaus werden heutzutage in den Unterbau des Golfplatzes, HighTech-Mineralarten eingebaut. Diese verhindern einen zu schnellen Abfluss des Wassers und die Nähr- und Düngestoffe halten besser an den Wurzeln.
Eine herausragende Rolle wird nach Meinung vieler Experten, in Zukunft die Verwendung von Klärwasser spielen. Nutzt man dieses Wasser zur Bewässerung von Golfplätzen, so wird es beim Einsickern in die Böden durch die dichten Rasensorten und den qualitativ hochwertigen Untergrund gereinigt und kommt am Ende sogar dem Grundwasser zugute.
Golfanlagen bieten Lebensraum für Flora und Fauna
Aber Golfplätze bieten weit mehr als nur gepflegte Fairways und akkurat geschnittene Grüns. In Schottland gehören sie praktisch zum natürlichen Erscheinungsbild der Landschaft. Nicht umsonst sind die heiligen Fairways des legendären Royal St. Andrews Old Course, sonntags für jedermann begehbar – selbst mit Hund. Ein Paradies für Spaziergänger!
In Gebieten, wo sich der Golfplatz inmitten von zersiedelten Gebieten oder stark ausgeräumten landwirtschaftlichen Flächen befindet, stellt er sogar ein Rückzugsgebiet für Flora und Fauna dar. Denn Golfanlagen verfügen über eine weitaus größere Biodiversität als andere Nutzflächen. Und tatsächlich gibt es Fälle, wo der Bau eines Golfplatzes zu einer Art „Renaturierung“ der Region geführt hat. Zum Beispiel wenn eine ehemals eingeebnete landwirtschaftliche Nutzfläche, Kiesgrube oder Mülldeponie wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt wurde (GC Altenhof, GC Emstal, GC Urloffen).
Konkret bedeutet das: Eine 18-Loch-Anlage umfasst inklusive Infrastruktur, wie Clubhaus, Parkplatz etc., etwa 50 bis 70 Hektar Land. In Deutschland muss ein Golfplatz, prozentual zu seiner Fläche für eine ökologische Ausgleichsfläche sorgen. So besteht ungefähr die Hälfte der Gesamtfläche aus „Rough“ oder Waldsäumen, also komplett natürlich belassene Areale zwischen den einzelnen Spielbahnen.
Darüber hinaus werden bei der Planung gerne weitere naturnahe Landschaftselemente wie Hecken, Teiche, Biotope, Streuobst- und Wildwiesen berücksichtigt. Hier kommen grundsätzlich überhaupt keine Pflanzenschutzmittel oder Dünger zum Einsatz. Die Natur kann sich frei entfalten und jegliche Nutztiere, Federvieh oder Kleinwild finden einen ungestörten Rückzugsort. Als Ergänzung dazu, haben viele Golfanlagen auf ihren Arealen Bienenhäuser aufgestellt. Die nimmermüden Völkchen freuen sich über eine Vielfalt an Obstbäumen und Wildblumen. Und die Clubmitglieder freuen sich über schmackhaften Honig.
Aber auch im laufenden Betrieb wird sich zugunsten der Natur umgestellt
So haben bereits diverse Clubs auf ihrem Platz Wasserspender aufgestellt, um der irrsinnigen Flut an Plastikflaschen entgegen zu wirken. Durch Photovoltaik-Anlagen soll der eigene Stromverbrauch ausgeglichen, und auch die Buggys auf Ökostrom anstelle Benzin umgestellt werden. Naturgolfplätze in Irland und Australien sind schon lange dafür bekannt, dass sie Schafe zum Mähvorgang nutzen. Andere Clubs stellen Ansitze für Greifvögel auf oder bieten Nisthilfen für Störche.
In Greeneagle, bei Hamburg, werden neben Schafen neuerdings auch eigene Hühner auf der Anlage gehalten. Die Hühner freuen sich über einen Teil der Küchenabfälle aus der Clubgastronomie freuen. Das nennt man dann „Zero Waste“. Und wiederum, bereichern die Hühner, die Bio-Speisekarte des Clubs. Der Stuttgarter GC Solitude, hat in Zusammenarbeit mit der GreenCycle GmbH eine Lösung gefunden, wie aus dem Grünschnitt des Clubs, Papier entstehen kann. Aus dem so gewonnen Graspapier, sollen künftig die clubeigenen Score-Karten und Speisekarten produziert werden. Die einzelnen Maßnahmen der jeweiligen Golfanlagen sind mannigfaltig.
Ein Fallbeispiel – Espiche Golf
(Algarve)
Nachhaltige Bauweise
Ein besonders positives Beispiel dafür, wie sich Golf & Nachhaltigkeit aktiv miteinander verbinden lassen, ist Espiche Golf an der Algarve. Der Platz wurde 2012 eröffnet und gehört somit zu den aktuell jüngsten Golfprojekten Portugals.
Der 18-Loch-Golfplatz, aus der Feder des Südafrikaners Peter Sauermann, liegt nur fünf Minuten außerhalb des quirligen Städtchens Lagos, inmitten eines Naturreservats. Der Par 72- Parklandcourse wurde scheinbar mühelos in die umliegende Landschaft integriert. Seine sanft ondulierten Bahnen führen vorbei an mehreren Seen und Bächen, umgeben von Weinbergen und stets mit Blick auf das majestätische Monchique-Gebirge. Der Firmenphilosophie in Sachen Schutz und Erhaltung der Natur folgend, wurde bei der Planung und Realisierung des Platzes bewusst darauf geachtet, die heimische Flora und Fauna im Einklang mit dem Naturschutz zu bewahren. Durch das Pflanzen von neuen Baumgruppen und extra hitzetoleranten Gräsern in die bestehende Landschaft wurde nicht nur die biologische Vielfalt der Region bereichert, sondern ein ganzes Naturschutzgebiet geschaffen, das darüber hinaus hilft, die Umwelt vor weiterer Erosion zu schützen.
Wasserverbrauch der Anlage
Portugal und die Algarve leiden seit nunmehr 5 aufeinander folgenden Jahren unter den Folgen einer schweren Dürre. Um den laufenden Wasserverbrauch der Anlage möglichst gering zu halten, wurden besonders hitzebeständige Grassorten wie Bermuda und Paspalum gewählt, wodurch der Wasserjahresverbrauch (aktuell zwischen 190.000 und 230.000 m³) im Vergleich zu anderen Plätzen in der Region bereits um bis zu 1/3 reduziert werden konnte.
Zukunftsziel
Künftiges Ziel ist die Einsparung von weiteren 25% des jährlichen Wasserverbrauchs. Aber auch beim Bau des Clubhauses wurde sowohl auf die Auswahl der Baumaterialien, als auch auf das Ressourcenmanagement Bezug genommen.
So stammt jegliches im Bauwerk verbautes Holz aus nachhaltigen Quellen und wurde ausschließlich lokal verarbeitet. Wärmepumpen sorgen mit thermischer Energie für die Klimatisierung des Gebäudes. Nicht ohne Grunde wurde das Espiche Clubhouse, samt „Gecko Restaurant“, Bar, Restaurant und Pro Shop, bereits international ausgezeichnet. Und das sowohl für seine Architektur als auch für seine Umwelteffizienz. Anfang 2020 wird Espiche Golf über eine eigene Photovoltaikanlage versorgt. Auf einem angrenzenden Grundstück werden hierfür insgesamt 80 Solarmodule installiert, so dass die Energieversorgung des Platzes und des Clubhauses sodann tagsüber passiv erfolgt. Als weitere Maßnahme werden in Kürze auf dem Parkplatz zwei Ladegeräte für Elektroautos installiert.
Eine weitere Richtlinie von Espiche Golf ist die Anstellung von ausschließlich lokalen Mitarbeitenden, um gleichzeitig auch die Wirtschaft der Region zu fördern. Parallel dazu laufen Golf-Förderprogramme mit den örtlichen Schulen. Espiche Golf kann sich daher zu Recht als „Golf-Öko-Resort“ bezeichnen.
Kleinvieh macht auch Mist
Nach all den positiven Meldungen zum Thema Golf & Nachhaltigkeit möchte ich mit den kleinen Dingen des Sports schließen, die nur zu leicht übersehen werden.
Unverzichtbar für das Spiel eines jeden Golfenden sind seine Golfbälle und Tees.
Ein Golfball besteht aus einer harten Kunststoffschale mit unterschiedlichen Kernen. Neben Hartgummikernen werden zunehmend auch Mehrschichtkerne u.a. aus (Flüssig-)Metall genutzt. Alle verwendeten Materialien werden heutzutage synthetisch hergestellt. Holz, Naturkautschuk und Leder, wie es ganz früher der Fall war, werden schon lange nicht mehr verwendet, denn die Materialien und ihre Materialstärken beeinflussen die Spieleigenschaften wesentlich und so arbeiten die Herstellenden fortlaufend an der Optimierung dieser kleinen weißen Kugel.
Bis ein solch hochentwickelter Ball aus dicht zusammengepressten Kunststoffen vollständig kompostiert, vergehen bis zu 1.000 Jahre. Und während dieses unvorstellbar langen Zersetzungsprozesses, treten hochgiftige Stoffe aus dem Ball aus und in die Natur ein. Dabei werden die Pflanzen- und Tierwelt sowie unzählige Mikroorganismen, die es ja eigentlich zu schützen gilt, in Mitleidenschaft gezogen. Das Problem wäre vielleicht weniger beachtenswert, wenn die Halbwertszeit eines Golfballs länger wäre. Doch tatsächlich schaffen es einige Bälle sogar nur wenige Sekunden über den Platz, bis sie sich unwiderruflich in den nächsten See oder Wald verabschieden.
Verbrauch der Bälle
Nehmen wir an, ein Golfer benötigt im Jahr 24 Golfbälle. Bei weltweit 60 Mio. registrierten Golfern (Stand 2017; Quelle Golfsportmagazin) sind das 1,4 Milliarden Bälle. Jedes Jahr. Natürlich werden viele davon wieder gefunden, aufbereitet und als „Lake Balls“ oder „Bälle mit Flugerfahrung“ wieder verkauft. Nichts desto trotz, verbleibt ein Großteil davon in der Natur, wird vielleicht beim nächsten Mähgang geschreddert und dringt früher oder später in das Bodenreich ein. Hinzu kommen die ca. 6.000 Range Bälle, die ein Club zu Trainingszwecken braucht und die ebenfalls alleine aus Verschleißgründen alle 2-3 Jahre ausgetauscht werden müssen.
Gleiches gilt für die Tees. Wurden diese früher ausschließlich aus Holz gefertigt, so hat auch hier schon lange der Kunststoff übernommen. Sicherlich kann man argumentieren, dass die Lebensdauer eines Plastiktees wesentlich länger ist, als die eines Holztees. Doch auch hiervon verbleiben wahnsinnig viele, in einem Stück oder auch zerschlagen in der Natur und landen im schlimmsten Fall im Magen der auf dem Golfplatz lebenden Tiere. Und Bilder von an Plastik verendeten Lebewesen sind uns allen hinlänglich bekannt.
Was bedeutet das für uns Golfenden?
Niemand kann oder möchte die Zeit zurück drehen und die damit einhergegangene industrielle Entwicklung rückgängig machen. Das Golfspiel ist unbestritten eine tolle Sportart. Doch vielleicht sollten wir alle bewusster damit umgehen und die Dinge nicht als selbstverständlich hinnehmen.
Amer Sports hatte unter seiner Marke Wilson bereits vor einigen Jahren einen „Eco Friendly“ Golfball auf den Markt gebracht. Die verwendeten Materialien inkl. der Verpackung waren ausschließlich aus recycelten Ressourcen hergestellt, doch leider wurde der Ball vom Endverbrauer nicht angenommen.
Adidas hat unlängst erklärt, dass sie 11 Mio. Sportschuhe aus recycletem Material produzieren werden, um den kontinuierlichen Anstieg von Kunststoffabfällen in den Ozeanen einzudämmen. Bis 2024 will das Unternehmen in der Lage sein, ausschließlich 100% recyceltes Polyester für die Herstellung all seiner Bekleidung und Schuhe zu verwenden. So wurde darüber hinaus eine Charta für nachhaltige Mode zugunsten des Klimas unterzeichnet, worin sich adidas verpflichtet, seine Treibhausgasemissionen bis 2030 um 30% zu reduzieren.
(Quelle: https://www.curioctopus.de/)
Was kann ich als einzelner schon ausrichten, denken sich 60 Mio. Golfende weltweit
Unabhängig von der Wahl von „Fair Trade“ Mode bzw. Sportbekleidung ist es sicherlich ein Leichtes für jeden, im Kleinen anzufangen. Vielleicht mache ich mir auch auf der nächsten Spaßrunde die Mühe und suche im Rough nach meinem Ball, anstelle einfach einen Neuen zu droppen – nicht nur der Kosten wegen, sondern der Natur zu Liebe. Vielleicht kaufe ich zwischendurch auch mal einen Beutel gebrauchte Bälle und verwende nur auf den Turnieren meine neuen Pro V1. Vielleicht achte ich auch bei der Auswahl der Accessoires mehr auf das Material. Muss es wirklich der günstige Ballmarker aus Plastik sein? Vielleicht sind meine nächsten Tees aus Bambus und meine nächste Pitchgabel aus lang haltbarem Metall. Vielleicht besorge ich mir eine Mehrweg-Sportflasche und befülle diese regelmäßig mit Wasser, anstelle jede Runde auf’s Neue mehrere Einmal-Plastikflaschen im Bag zu horten, die anschließend im Müll landen. Vielleicht hebe ich auch mal die Verpackung eines Müsliriegels vom Fairway auf und entsorge diese im nächsten Mülleimer, auch wenn sie nicht von mir ist. Vielleicht versuche ich ganz einfach, grundsätzlich so wenig Spuren auf dem Platz, respektive in der Natur, zu hinterlassen wie nur möglich.
Quellen zum Text:
- https://www.golfauskunft.de/oekosystem-golfplatz
- https://www.golf.de/publish/dgv-services/umwelt/bewaesserung
- https://www.golf.de/publish/dgv-services/umwelt/golf-und-natur
- https://sustainable.golf/
- https://www.golfauskunft.de/oekosystem-golfplatz/
- https://www.eschborner-gcc.de/golf/golfplatz/
- https://de.wikipedia.org/wiki/Golfplatz#Wasserverbrauch
- http://www.golf-for-business.de/golfportal/golfplatz.php
- https://www.careelite.de/golfballtaucher-nachhaltigkeit-golfsport/
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